Du Schicksal, was willst du denn noch?

Ich: „Hallo Schicksal.“

Schicksal: „Hallo, wie geht es Ihnen?“

Ich: „Das fragst gerade du und auch noch so höflich! Ich sage dir was, noch bin ich schwach, psychisch und physisch, aber wie du vielleicht noch weißt, bin ich nicht jemand der einfach so aufgibt. Falls du nicht mehr so viel über mich in Erinnerung bringen kannst, helfe ich dir ein bisschen auf die Sprünge.

Ich habe früh gelernt selbstständig und stark zu sein aber, obwohl mein Glaube so langsam bröckelt, lässt du immer noch nicht locker.
Mir ist es sehr früh bewusst geworden, dass es sehr viele Krankheiten und kranke Menschen auf der Welt gibt. Meine verstorbene Mutter hat jeden Morgen und Abend  gebetet und in ihren Gebeten immer an Kranke, Verstorbene und deren Angehörigen gedacht. Ich habe sie Mal begleitet, wenn sie Kranke besuchte und das hat mich inspiriert, mich irgendwann mal ab dem ca. 30. Lebensjahr auch engagieren zu wollen.

Mein Weg nach Deutschland mit 26 hat so Einiges durcheinander gebracht, so dass ich immer noch keinen meiner Vorhaben ins Rollen bringen konnte.
Ich leide seit meiner Pubertät unter Endometriose. Da ich von einem Frauenarzt erfahren habe, dass die Schmerzen auch während der Menopause nicht ausgeschlossen werden können, ist meine Hoffnung auf weniger schmerzhaftes Restleben verschwunden. Dazu wurden bei mir Analfistel operiert. Es hätten beide Seiten operiert werden müssen und somit beide Schließmuskeln durchtrennt. Der Proktologe riet mir dazu, nur eine Seite, die die meisten Probleme machte, zu operieren, ansonsten würde ich schon „Pampers“ tragen müssen. Dies nur am Rande.

Nun gehöre ich seit September 2017 auch noch einer anderen Gruppe an, nämlich der die Krebs hat und zwar Brustkrebs.
Ich bin seit langem über dieses Thema informiert z. B. wie man sich wie oft abtasten sollte. Ich habe es auch regelmäßig getan und den Knoten habe ich auch selbst ertastet, wartete aber ca. 2 Monate bis ich die Frauenärztin konsultierte.
Ich bin mir sicher, dass ich schon mal von der jährlichen Statistik bzgl. Anzahl der Brustkrebsdiagnostizierten gehört habe, richtig wahrgenommen habe ich es aber erst  nach meiner Diagnose.

Ach noch was; ich habe noch eine OP vor mir, die schon letztes Jahr hätte stattfinden sollen, wenn nicht dieser Brustkrebs wäre.
Jetzt sagt meine Gynäkologin, dass es aber jetzt unbedingt gemacht werden muss, wo ich gerade keine Lust dazu habe, überhaupt  in der Nähe eines Krankenhauses zu sein. Aber gut, was gemacht werden muss, muss gemacht werden. Ich möchte hoffen, dass das nicht auch noch Krebs ist. Wollte es gleich im November durchziehen aber da ich gleich nach meinem Geburtstag eine hartnäckige Erkältung hatte (nach einem Jahr erkältungsfrei (!)), muss ich jetzt schauen, ob ich nicht bis zum Frühjahr 2019 damit warten kann.

Die Schulter die mir schon seit Jahren Probleme macht, befindet sich an der selben Seite wie die Achsel, wo mir die Lymphknoten entfernt wurden. Und natürlich hast du dafür gesorgt, dass 12 entfernt wurden, obwohl nicht befallen, weil man den Wächter-Lymphknoten nicht gefunden hat (passiert in 3% aller Fälle). Die Schulter hätte auch letztes Jahr operiert werden müssen (endlich nach jahrelangen Fehldiagnosen). Jetzt läuft es mit der Lymphdrainage nicht so wie es sein sollte, da ich die nötigen Schulterübungen nicht machen kann.

Du weißt auch bestimmt noch, du Schicksal, dass ich mich u.a. wg. dieser Beeinträchtigungen selbstständig gemacht habe, denn ich konnte meine Zeit so aufteilen, wie es mir gerade ging (welcher Arbeitgeber denn würde zuschauen, wenn ich manchmal 2 – 3 mal am Tag k. o. wäre).
Was ist aus der Selbstständigkeit geworden? Du hast zugeschaut als mein Mann letztes Jahr endlich die korrekte Diagnose bekam und zwar die schleichende MS, und dir ist auch klar, dass man meistens einen Arzt aufsucht (bei Selbstständigkeit sowieso), wenn es schon richtig kritisch ist. Ich sag dir jetzt was und das sollst du dir merken: ich lasse mich nicht von was auch immer unterkriegen. Es ist bereits ein Jahr herum; Chemotherapie abgeschlossen, Brust-OP ist erfolgt, Strahlentherapie abgeschlossen, Antihormon-Therapie läuft. Siehste… ach übrigens hättest du jemals gedacht, dass ich 50 Jahre alt werden würde? Das feiere ich sogar (als Geburtstagsmuffel) bis zu meinem 51. und werde dabei sogar was Gutes tun.

Eine Frage habe ich noch an dich: warum sorgst du bei mir seitdem ich ein Mädchen war, für solch sch… Lebensumstände und nur, aber wirklich nur ab und an für etwas schöneres Leben?? Du sorgst schön dafür, dass ich am Leben bleibe, egal wie, sonst hättest du ja nichts mehr Unsinniges zu tun, zumindest bei mir nicht, nicht wahr!

Also tschüß! Ach nein, du gehst ja nie so richtig fort.“

Ich nochmal: „Hier, schau dir ruhig für deine Dokumentation ein paar Bilder von mir an.“

Chemotherapie Nr. 1 im Nov. 2017

Ab dem 10.12.17,  Tag 13 nach der 1. Chemo fangen die Haare an herauszufallen

Februar 2018 während der Chemotherapie

Mai 2018 nach der Chemo und Brust-OP

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